Samstag, 30. April 2011

2.Gesundheitsbrigade

Am 20.04 ging es für mich auf meine zweite Gesundheitsbrigade, diesmal in einem Dorf namens „Plaza bonita“ (Schöner Platz), das 8 Stunden von Medellín entfernt ist.
Dort angekommen, hat uns strömender Regen erwartet und ich ärgerte mich darüber, meine extra für die Brigade gekauften Gummistiefel nicht mitgenommen zu haben, da mir gegen Ende doch davon abgeraten wurde. Da wollte ich einmal wenig Gepäck mitnehmen und dann endet es so….ich hab es doch gewusst!





Zurück zum strömenden Regen: Gott sei Dank hörte dieser jedoch noch am selben Tag auf und am nächsten Morgen wurden wir von einer strahlenden, nein, das ist zu untertrieben, von einer Sonne geweckt, die nur so auf unsere Köpfe knallte. Und die Erde war auch schon fast trocken, das heißt kein matschiger Boden und Dreck und so weiter!
Das waren doch die besten Vorrausetzungen für eine Brigade! (Jetzt ärgerte ich mich nicht mehr darüber, meine Gummistiefel mitgenommen zu haben =)).

Ach, noch ganz wichtig zu erwähnen ist die Polizei,


die extra kam, um uns beschützend auf Schritt und Tritt, den wir außerhalb von der Schule machten, in der wir uns aufhielten, zu begleiten. Das war anfangs erstmal sehr seltsam für uns, aber wir gewöhnten uns dann schnell an unsere „Bodyguards“.





In dieser Brigade arbeitete ich nicht nur in einem Bereich, sondern durfte in die verschiedensten Bereiche rotieren.
Am ersten Tag fing ich mit „trabajo social“ (Sozialarbeit) an, d.h. wir sind mit einem Team von etwa 4 Leuten und einer ausgebildeten Sozialarbeiterin los, um einige Häuser in den Dörfern zu besuchen. Das Ziel an erster Stelle war, die Gesundheitsbrigade mit all ihren „Angeboten“ bekannt zu machen, die da wären: das Angebot eines Zahnarztes und eines Allgemeinarztes, Medikamentenausgaben, Aktivitäten für die Kinder, Kleiderspenden. Aber auch, um einfach nur mit den Menschen zu reden, ihnen unser Interesse an ihnen und ihren Leben zu zeigen, und damit ein Bild von ihren Lebensbedingungen zu erhalten. So konnte dann auch gut beurteilt werden, welche Familien es am nötigsten hatten, so genannte „Fichas“ zu erhalten, Karten, die man vorzeigen musste, um eine Tüte mit Kleiderspenden oder anderen Sachen zu erhalten.
Ich war erstaunt, wie die Bewohner des Dorfes auf uns reagierten: Ohne uns zu kennen, öffneten sie uns die Türen, ließen uns sofort Platz nehmen, hörten uns zu und erzählten uns von ihren Schwierigkeiten. Die erste Frau, die wir besuchten (sie war auf der rechten Seite ihres Körpers gelähmt) brach bei der Frage: „Wie geht es Ihnen?“ sofort in Tränen aus und erzählte von ihrem Sohn, der getötet wurde.
Das andere Haus, das wir besuchten bestand aus zwei zusammengesetzten Familien, die zu dreizehnt unter einem Dach leben. Die Mutter beklagte sich über den Platzmangel, den sie in ihrem Haus haben: 5 Kinder, die sich ein Bett teilen müssen und fing auch zu weinen an, als sie vom kürzlichen Tod ihrer Schwester zu erzählte. Als ich das alles hörte, hätte ich am liebsten auch zu weinen angefangen. Es ist traurig mit an zuhören, mit was für Problemen die Menschen zu kämpfen haben!
In einem anderen Haus ging es ganz schön „wild“ zu: Durch die Küche, die nur Erde als Boden hatte, grunzte ein fettes Schwein, spazierte ein riesiger Pfau, und viele Hühner herum. Das war ein wirklich sehr ungewöhnliches Bild einer Küche! So was sieht man ja nicht alle Tage =)
Nach dem Mittagessen ging es mir auf einmal total schlecht, ich hatte Bauch- und Kopfweh, wahrscheinlich hatte ich einfach zu viel Sonne bekommen. Ich ging dann nicht mehr weiter Hausbesuche machen, sondern wurde zum Ausruhen in einer Hängematte geschickt. Nach 2 Stunden schlafen, ging es mir dann auch viel besser =).


Am nächsten Tag wollte ich in der Kleidersammlung mithelfen, d.h. Kleider sortieren, was ich auch tat, aber nur für eine halbe Stunde, denn eigentlich war Sarahs und meine Hilfe aufgrund von vielen Mithelfern nicht sehr benötigt. Außerdem herrschte da so ein Chaos, da ich eher froh war, dem entfliehen zu können.







Ich half dann später bei den Aktivitäten mit den Kindern mit und musste einige Dinge erledigen. Dies führte mich wieder in die Kleidersammlung, wo ich verschiedene „Outfits“ für Sketche, die für die Kinder geplant wurden, raussuchen musste. Das hat dann doch ganz viel Spaß gemacht- trotz des Chaos, das dort gegenwärtig war.





Später begleitete ich die Koordinatoren bei einigen Erledigungen. Wir klopften dann auch an eine Tür und fragten, ob es denn möglich wäre, morgens und abends dort zu duschen.
Die freundliche Besitzerin gab uns ohne weiteres die Erlaubnis, ihr Bad zu benutzen. Ich war sprachlos über diese Offenheit und dieses Vertrauen der Dorf-Bewohner!

Am Nachmittag drückte mir Garelis, die Koordinatoren der Brigade, einen Stapel „Fichas“ in die Hand, die den Dorf-Bewohnern ein Termin zum Arzt und zum Zahnarzt gaben. Die Leute warteten schon am Zaun. Garelis gab mir noch den Tipp, besonders auf Alte, Frauen und Kinder zu achten, schubste mich in die Menschenmenge und meinte dann: So, viel Glück! Ich hoffe, du teilst die „Fichas“ so aus, dass genau diejenigen sie erhalten, die sie am Nötigsten haben! Und schloss den Zaun hinter mir zu. Ich stand dann da, umzingelt von einer Menschenmenge, die ihre Hände zu mir ausstreckte, um „Fichas“ zu erhalten und teilte die „Fichas“ aus. Da es aber nur eine bestimmte Anzahl an „Fichas“ gab, da der Arzt auch nur eine bestimmte Anzahl an Menschen pro Tag behandeln kann, musste ich mich gut entscheiden, an wen ich sie austeilte. Das war gar nicht leicht und ich fühlte mich schlecht, nur einigen Leuten welche zu geben. Am liebsten hätte ich sie an alle ausgeteilt, aber das war ja leider nicht möglich.

Am letzten Tag widmete ich mich nur den Aktivitäten mit den Kindern: Zunächst packte ich verschiedene Spielzeuge, die von Spenden kamen, in Tüten, die später an die Kinder des Dorfes verteilt wurden.
Am Nachmittag sammelten wir als Clowns

verkleidet wieder alle Kinder aus dem kleinen Dorf ein. Im Schlepptau hatten wir unsere Bodyguards, die Polizei, die uns eifrig mithalf, die Kinder zu rufen. Später, bei den Dynamiken und Tänzen, war es wirklich lustig mit anzusehen, wie die Polizisten in ihren Uniformen bei allen Aktivitäten animiert mitmachten und sogar mittanzten.




Die Aktivitäten mit den Kindern endeten mit einer Wasserschlacht, bei der die Kinder begeistert mitmachten.












Am letzten Abend teilten wir genauso wie in Ayapel, unserer ersten Brigade, auf Wunsch der Kinder Unterschriften aus und fühlten uns wieder wie Stars :D





Dann, als es schon dunkel war und ich mich fürs Schlafen fertig machen wollte, passierte es:
Ich putze mir die Zähne und war noch am Überlegen: Bring ich den Spülbecher wieder in die Küche zurück, wo ich ihn her hatte, oder lass ich ihn einfach hier am Waschbecken stehen? Ich hab jetzt ehrlich gesagt nicht so Lust einen Umweg in die Küche zu machen, dachte ich,….naja aber eigentlich muss ich ihn schon wieder zurück bringen. Hab den Becher ja auch schließlich genommen…..Ich entschied mich dann also, den Becher doch wieder wegzubringen und nahm den Umweg in Kauf, der unbeleuchtet war. Auf einmal stieß ich mit meinem Zeh gegen einen Stein. Das tat fürchterlich weh. Ich merkte sofort, dass das kein normaler Stoß war, wie wenn man sich mal mit dem Zeh an einen Stuhl stößt oder so. Ich humpelte also voller Schmerzen ins Licht und sah meinen Zeh mit Blut überströmt! Ich musste mich erst mal hinsetzen und dann kam auch schon die Krankenschwester, die meinte, dass es gar nicht gut aussehe. Ich schaute gar nicht hin, was sie da an meinem Zeh machte und pienste vor Schmerzen nur herum. Auf einmal gabs ein ruckartiges Ziehen und mir wurde dann berichtet, dass die Krankenschwester soeben ein Stückchen Haut vom Zeh abgerissen habe. Wie gut, dass sie es mir später und nicht vorher erzählt haben, sonst wäre ich glaub ich schreiend weggehumpelt…

Nun ja, ganz abgesehen von dem verletzten Zeh, den ich jetzt habe und der noch ab und zu sehr weh tut, war die Gesundheitsbrigade mal wieder ein einzigartiges Erlebnis, das ich hoffentlich nicht vergessen werde 

Donnerstag, 3. Februar 2011

November, Dezember, Januar

Halloooooooooooo =)

Tut mir aufrichtig leid, dass ich mich schon so lange nicht mehr gemeldet habe....ist aber ziemlich viel dazwischen gekommen. Ich glaub ich mach mal so einen Monatsüberblick und fange mit November an!

November:
Abschied von den Kindern aus dem Heim, die zu ihren Familien ein Monat über die Ferien gegangen sind. Diejenigen, die keine Familienangehörigen haben, mussten noch länger im Heim bleiben, mit denen wir noch Zeit verbracht haben, danach haben sie ihre Ferien unter der Obhut von Mitarbeitern oder Bekannten verbracht.


Ich muss sagen, dass mir der Abschied von den Kindern voll schwer fiel, obwohl es sich nur um die Ferien gehandelt hat. Keine Ahnung, wie es sein wird, wenn ich im September gehen muss…Ich werde wohl Krokodilstränen heulen…

Dezember:
Jetzt heißt es endlich URLAUB für uns Mitarbeiter! Unser erstes Urlaubsziel war Cartagena, an der Küste. Unser Transportmittel war eine „Mula“, d.h. wir sind mit einem Freund einer Freundin, der LKW –Fahrer ist, in einem Lkw nach Cartagena gefahren. Das war mal eine lustige Erfahrung, muss aber nicht wieder sein, weil es 6 Stunden länger gedauert hat, als man eigentlich für die Fahrt benötigt.
In Cartagena waren wir auf Playa Blanca, einem wunderschönen Strand mit weißem Sand und türkisen Wasser, wie aus dem Katalog =)






Einen Nachmittag sind wir mit einem Motor-Boot nach Boca Chica gefahren, zu der Insel, auf der mein Bruder ein Jahr gelebt und seinen Freiwilligendienst absolviert hat. Das war ein echt tolles Erlebnis, denn ich konnte nun alles live mit sehen, was ich vorher nur auf Bildern gesehen habe und von Erzählungen von ihm kannte. Da die Insel recht klein ist hat sich schnell rumgesprochen, dass die Schwester von Thomas kommen würde…als wir dann ankamen, kamen einige auf uns zu und haben gleich gefragt: Wer ist denn die Schwester von Thomas? Und haben immer gedacht, dass Sabrina die Schwester wäre, weil sie auch so dunkelblondes Haar hat wie er und waren ziemlich verwundert, als ich dann sagte, dass ICH die Schwester wäre =)






Ein Strand auf der Insel, wo Thomas gelebt hat:



Das war ein echt schöner Nachmittag, den wir auch mit den anderen weltwärts-Freiwilligen verbracht haben! Wir waren am Strand und haben uns gebadet und waren einen Augenblick echt neidisch, dass unsere Mit-Freiwilligen so ne tolle Möglichkeit haben, jeden Tag mal ins Meer zu hüpfen und einfach am Strand chillen können.



Einen anderen Nachmittag waren wir auf Boca Grande, einem anderen Strand, wo wir der Versuchung einfach nicht widerstehen konnten, uns eine Halbkörper-Massage andrehen zu lassen. Wir lagen dann da ganz faul in der Sonne und ließen uns an der Karibik-Küste eine Massage machen….das musste einfach sein, wer weiß, wann wir die nächste Möglichkeit dazu haben werden!



(Strand Boca Grande)


Von Cartagena aus ging zu einem Freund von uns, der auch mit uns in Medellín im Kinderheim für eine Zeit lang gearbeitet hat. Um ihn zu besuchen, seine Familie kennen zu lernen und Weihnachten mit ihm zu feiern, sind wir also nach Riohacha (La Guajira) gefahren, was sich im nördlichsten Teil von Kolumbien befindet.
Dort hatte wir die Möglichkeit, in 2 verschiedene Indigena-Dörfer (Dörfern von Einheimischen) zu gehen und das indigenische Leben etwas kennen zulernen.



(Indigena Frau webt ein Kleid)


Das erste Indigena Dorf hat sich gleich ein paar Straßen neben dem Haus von unserem Freund Andres befunden.






Um in das andere Indigena Dorf zu gelangen, mussten wir erst mal in einem Jeep durch eine kleine Wüste:





Super heiß ist es in der Wüste gewesen!



Dort durften wir für kurze Zeit bei einer Gesundheitsbrigade, die gerade in diesem Dorf stattgefunden hat, vorbeischauen und die Indigenas begrüßen, die so schüchtern waren, dass uns beim Begrüßen nicht in die Augen geschaut haben.






Das erinnert an Afrika…











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An der Küste war das fast immer unser tägliches Essen: Fisch, Reis, Patacon (frittierte Kochbanane) und Salat. Super lecker!




Von der Küste aus ging es dann nach Bogotá, der Hauptstadt Kolumbiens.
Dort haben wir 3 Tage total gesegnet verbracht. Ohne zu wissen, wo uns ein Bus hinführen würde, sind wir eingestiegen und „zufällig“ dort ausgestiegen, wo wir hin wollten. Später haben wir erfahren, dass in dem Transportmittel, der Transmilenio, die wir hauptsächlich in Bogota benutzt haben, sehr oft Diebstähle vorfallen. Selbst der Kolumbianer, der uns das erzählt hat, vermeidet es, mit der Transmilenio zu fahren, weil es ihm zu gefährlich ist. Gott sei Dank wurde uns kein Haar gekrümmt und nichts gestohlen!


Außerdem war die ganzen 3 Tage über super tolles sonniges Wetter und die fetten Pullis und die Regenschirme, die wir mit eingepackt haben, mussten wir gar nicht benutzen. Dabei hatten uns vorher alle gewarnt, nehmt bloß dicke Sachen mit, in Bogota ist es super kalt. Von wegen, wir haben sogar einen Sonnenbrand bekommen :D
In Bogota sind wir auch ins neue Jahr gerutscht ;)



Hier ein Beweis unseres Sonnenbrandes (also am Abend war es schon sehr kalt…)



Nur tagsüber nicht...

(Blick von einem Berg über ganz Bogota)



Von Bogota gings rüber nach Leticia, einer Stadt, von der man zu Fuß aus nach Brasilien gehen kann und 5 Minuten nach Peru braucht und die natürlich sehr dafür bekannt ist, weil sie am Amazonas liegt!
In Leticia haben wir bei einer Pastorenfamilie gelebt, die super nett zu uns war, uns auch einmal in Brasilien in ein Restaurant eingeladen hat, wo wir die verschiedensten Fleischsorten ausprobiert haben:



Das waren zB: Affenzunge, Kuhzunge, Kuhdarm, Hühnchen…
Ich habe Affenzunge zwar nur probiert, aber es reicht mir, um sagen zu können, dass es nicht so mein Fall ist, genau so wenig, wie der Kuhdarm….die Kuhzunge habe ich ausgelassen…

Nach dem wir ein paar Tage in Leticia verbracht haben, haben wir uns für 3 Tage Regenwald vorbereitet. D.h. zum Beispiel Gummistiefel, Essen, 5 Liter Wasser, Mückenspray!!!! Etc….

Wir sind dann also etwa 3 Stunden mit dem Motorboot den Amazonas entlang und immer weiter in den Urwald gefahren.




In der Comunidad San Juan de Soco, dem Indigena Dorf, lebt die Familie lebt, bei der wir ein paar Tagen verbingen wollten, um einen kleinen Einblick in das Leben im Amazonas und im Urwald kennenzulernen.






Strom gab es dort nur ab 18 Uhr bis 21 Uhr, fließendes Wasser gibt es dort nicht. D.h. die Bewohner waschen sich im Amazonas, putzen sich mit diesem Wasser die Zähne und waschen sowohl ihre Kleider als auch ihr Geschirr.




Als wir im Dörfchen angekommen sind, hat mich ein übel riechender Geruch begrüßt, an den ich mich einfach nicht gewöhnen konnte/wollte. Nach einem Tag musste ich feststellen, dass auch meine Wäsche diesen Geruch angenommen hat, was mir ganz und gar nicht gefiel…


Nachdem wir die Comunidad ein wenig kennen gelernt haben, haben wir uns aufgemacht, um eine Nacht im Urwald zu verbringen. Wir haben uns wortwörtlich durch den Dschungel geschlagen oder besser gesagt unser Gastgeber Albaro, der uns in den Urwald begleitet hat, hat uns mit einer Machete den Weg in den Urwald frei gemacht.









Als wir nach 2 Stunden wandern an dem vorgesehenen Platz angekommen sind, hat uns Albaro ein Schlafplatz aus Palmenbätter gebaut.





Dann fingen wir auch schon an zu kochen und haben es uns mit dem Lagerfeuer gemütlich gemacht….wenn man das so überhaupt so sagen kann, denn die Armee von Mücken lassen dich eigentlich keine einzige Minute friedlich sitzen….

Gegen 18 Uhr wurde es stockdunkel und man konnte nichts mehr erkennen, es kam nur ganz ganz wenig Licht vom Mond durch die Bäume hindurch. Wir saßen dann im Stockdunkeln im Kreis und Albaro hat uns über seine Erlebnisse im Regenwald berichtet. Das war schon ein bisschen gruselig, denn wir haben nur seine Stimme gehört und er hat uns zB. darüber erzählt, wie er sich im Urwald nachts verlaufen hat und um uns herum konnte man die Laute der verschiedensten Tiere aus dem Regenwald hören. Ich hatte echt Angst, dass uns ein Tiger oder irgendein anderes Tier überfallen könnte….


Was total cool war, waren die leuchtenden Blätter auf dem Boden und die Glühwürmchen, die durch die Luft geflogen sind. Wir kamen uns so ein wenig wie in AVATAR vor :D

Das war vielleicht mal ein echt tolles Erlebnis, einfach mal im Regenwald zu übernachten, im Amazonas zu baden und in einem Dorf zu wohnen, das gar nicht gut gerochen hat….

Ich war echt froh, dass es dann nach 3 Tagen wieder in Zivilsation ging und ich mich in normalen Wasser duschen konnte!!! Auf dem Rückweg haben wir sogar Delfine im Amazonas gesehen. Und ich wusste nicht mal, dass es welche im Amazonas gibt.





Das war also mein Urlaub, ich konnte so viele schöne Sachen sehen, mehrere Einblicke in verschiedene Lebensweisen bekommen, habe eine tolle Zeit erlebt und Kolumbien viel besser kennengelernt.



Noch mehr Bilder von meinem Urlaub:























Mittwoch, 10. November 2010

Gesundheitsbrigade in Ayapel, Cordoba

Hallo alle zusammen,

heute möchte ich euch von meinem langen Wochenende auf der Gesundheitsbrigade in einem Dorf namens Ayapel berichten, das sich im Norden Kolumbiens befindet.
Am Donnerstag sind wir gegen 9 Uhr morgens in einem wirklich bequemen Bus abgefahren. Das war vielleicht ne Fahrt über Stock und Stein oder besser gesagt über tausende von Schlaglöcher, was mir ein bisschen Übelkeit bereitet hat. Aber insgesamt ging es schnell voran und ich konnte viel von der wunderschönen Landschaft sehen, als wir durch die Anden gefahren sind. Gegen 19 Uhr abends sind wir dann endlich in Ayapel angekommen. Natürlich gab es keine Asphaltstraßen, sondern nur unebene holprige matschige Straßen, die nur so von Müll übersäht waren. Beim Einfahren ins Dorf kamen wir uns vor wie die Nationalelf, die gerade zu einem wichtigen Spiel in Berlin einreist.

Die Bewohner haben uns mit großen Augen angeschaut, die Kindern uns gewunken und sind dem Bus hinterher gerannt. Als wir dann an der Schule angekommen sind, wo wir übernachten und die nächsten Tage verbringen würden und wir dann aus dem Bus gestiegen sind, hat mich der Schlag in Form von unfassbarer Schwüle und Hitze getroffen. Wie in der Wüste! Kein einziger Windstoß!
Um uns herum hat sich schon eine riesige Menschenmenge versammelt, die uns bei jeder einzelnen Bewegung beobachtet hat. Anfangs war das sehr seltsam für mich und hat mich auch gestört, denn als wir dann unser Schlafplatz in einem Klassenzimmer vorbereitet mussten, haben sich Kinder und Erwachsene an die Fenster gestellt und uns zugeschaut. Kein bisschen Privatsphäre. Ich hab mich schon gefragt, ob sie uns auch beim Schlafen beobachten würden, aber dem war so nicht- zum Glück! Nachdem dann auch andere Teams aus anderen Städten (Cartagena, Montelibano, Medellín) eingetroffen sind, haben wir gemeinsam zu Abend gegessen und uns noch ein wenig unterhalten, sind dann aber auch recht schnell ins Bett gegangen, weil wir von der Fahrt ziemlich fertig waren. Gott sei Dank gab es 4 Ventilatoren, ansonsten hätten wir uns nachts zu Tode geschwitzt.
So, vielleicht fragt ihr euch, was „Gesundheitsbrigade“ bedeutet und was wir da mit den verschiedenen Hilfsteams gemacht haben. Also, das Ziel dieser Gesundheitsbrigade war, die Menschen aus dem Dorf mit Medikamenten, Kleidung, Essen und ärztlicher Behandlung zu versorgen. Es gab also verschiedene Teams, die sich um die verschiedensten Bereiche gekümmert haben, wie beispielsweise das Sortieren der Kleider, was sich als wirklich sehr kompliziert erwies: Am ersten Tag ist das Team, das für die Kleidung zuständig war, in die Häuser der Bewohner gegangen und hat sich die Anzahl der Familienmitglieder, Alter, Geschlecht, Kleider und Schuhgröße notiert, sodass sie später beim Sortieren für jede einzelne Person Kleider zusammen suchen konnten. Für jede Familie wurde ein Sack mit Klamotten vorgesehen, sodass alles gerecht zu ging.
Dann gab es das „Friseur-Team“ oder besser gesagt, das Team, das sich um das Töten von Kopfläusen der Kinder gekümmert hat, das Team der Ärzte, die von morgens bis abends eine riesige Schlange von Menschen behandeln mussten und kaum Zeit zum Ausruhen hatten, ein Zahnarzt-Team, ein Team von Sozialarbeitern, die auch von Haus zu Haus gegangen sind, um sich Notizen über die Lebensverhältnisse der Leute zu machen, sich aber auch ihre Geschichten angehört haben. Dann gabs noch ein Musikteam und das Team, das sich jeden Tag um Aktivitäten mit den Kindern gekümmert hat.
Da wir uns aussuchen durften, wo wir gerne mithelfen wollen, habe ich mir die beiden letzten Bereiche, also Musik und die Aktivitäten mit den Kindern ausgesucht.
Am ersten Tag hieß es dann erstmal um 5 Uhr aufstehen, weil wir uns duschen mussten und sich ansonsten ne große Schlange vor den Duschen gebildet hätte. Nach einem Treffen zur Besprechung mit allen Helfern (wir waren etwa 70) und nachdem Frühstück haben sich dann jeweils alle Teams getroffen, um an die Arbeit zu gehen.


Wir, die wir uns um die Aktivitäten mit den Kindern gekümmert haben, haben uns jeden Morgen zusammen gesetzt und uns ein Programm mit Theaterstücken, Liedern und Spielen vorbereitet.
Nachdem wir etwa 1 ½ Stunden das Programm für den Tag vorbereitet haben, haben wir uns als Clowns verkleidet, geschminkt und sind durchs Dorf gelaufen, um die Kinder zu dem Platz zu rufen, wo die Aktivitäten stattfinden sollten. Aber eigentlich mussten wir die Kinder nicht rufen, sie sind uns einfach hinterhergelaufen, haben uns an die Hand genommen, uns umzingelt….wir kamen uns schon vor, wie der Rattenfänger von Hameln, dem alle Kinder gefolgt sind, nur das wir nichts Böses im Schilde geführt haben =)
Am Platz angekommen, haben wir uns erst mal alle vorgestellt und dann mit Aufwärm-Spielen begonnen. Alle Kinder (es waren täglich mehr als 100!!!) haben begeistert mitgemacht und gelacht und sich von Herzen gefreut. Das war wirklich ein schöner Anblick.

Nach 2 Stunden in unserer Verkleidung und in der prallen Sonne verschwitzt in fast nassen Klamotten (es waren um die 40 Grad!!!) und durstig, war das Programm zu Ende und wir sind wieder zu unserem Platz gegangen, im Anhang natürlich mit den ganzen Kindern, die sich einfach nicht von uns trennen wollten. Das sah dann ungefähr so aus, dass wir am essen waren, sie daneben saßen, uns zugeschaut haben, wir am Reden waren, sie uns angeguckt haben, als wenn wir von einem anderen Stern kommen würden. Aber daran haben wir uns recht schnell gewöhnt, dass sie uns nach Schritt und Tritt gefolgt sind, schließlich haben die Kinder noch nie Ausländer gesehen und hatten mega viele Fragen an uns =)


Allgemeine Dinge:

Duschen: Die Bewohner des Dorfes waren sehr offen, sehr herzlich und immer mit einem Lächeln auf den Lippen. Sie waren sogar so freundlich, uns ihre Duschen zur Verfügung zu stellen. „Duschen“ bedeutet dort, aus dem Brunnen Wasser zu schöpfen, das Wasser in einem Eimer in das Badezimmer zu transportieren, wo es grundsätzlich übelst gestunken hat und fette Spinnen rumhingen, und sich mit einem Kübel Wasser zu begießen. Selbst eine Minute nach dem Duschen habe ich mich kein bisschen erfrischt gefühlt, sondern genauso wie vorher. Die Hitze oder die Schwüle hat sich einfach wie Kleidung an einen angeschmiegt. Aber trotz allem war ich sehr dankbar für diese Gastfreundschaft. Meistens standen wir nämlich schon um 5:30 morgens an der Tür um uns zu duschen und die Hausbewohner sind dann schnell aus ihrer Hängematte gesprungen und haben uns in ihr Haus gelassen. Wirklich sehr liebe Menschen.

Tiere: Hunde, Schweine, Esel, Tiere, Hühner….die sind alle mitten unter uns auf dem Hof rumgelaufen, das war auch mal ein anderes Erlebnis, ein fettes Schwein ganz nah neben sich zu haben :D



Letzter Abend:

Der letzte Abend war sehr besonders, denn an diesem Abend hat der „Versöhnungs-Pakt“ stattgefunden. D.h., die Bewohner wurden dazu aufgerufen, öffentlich vor allen (aber ohne Namen zu nennen) denjenigen zu vergeben, die ihnen in irgendeiner Art Leid zu gefügt haben. So kamen viele ältere Frauen auf die Bühne, um den Mördern ihrer Söhne oder Ehemänner öffentlich zu vergeben. Es kam auch ein etwa 8 jähriger Junge nach vorne, der unter Tränen seinem Vater vergeben hat, der ihn im jungen Alter verlassen hat. Das war ein wirklich sehr trauriger Moment.

Musik: Jeden Abend hat die Band, in der ich gesungen habe, Musik gemacht. Die Lieder waren natürlich auf Spanisch! Und es war wirklich ein Privileg für mich, irgendwo in Kolumbien, vor hunderten von Menschen zu singen. Ich hatte schon die Befürchtung gehabt, dass ich hier nicht mehr die Möglichkeit zu singen haben würde, aber Gott sei Dank, wurde mir in der Brigade die Möglichkeit dazu geschenkt.

Abschied: jaaa, der Abschied viel den Kindern sehr schwer, manche haben sogar geweint und ich glaube das waren echte Tränen, denn zum ersten Mal in ihren Leben, kommt jemand, der sich um sie kümmert, der ihnen 3 Tage volle Aufmerksamkeit schenkt, aber nach so kurzer Zeit wieder verschwindet. Ganz viele Kinder kamen und haben uns Abschiedsgeschenke gemacht, wie selbstgemachte Armbänder, Zeichnungen, Früchte (Mir wurde von irgendeinem kleinen Jungen eine riesige Kokosnuss überbracht, aber leider wusste ich nicht von wem und so konnte ich mich nicht bei ihm bedanken…) Dann fing auf einmal ein Kind nach dem anderen damit an, nach Autogrammen von uns zu fragen (Ich kam mir wirklich wie ein Star vor J) und die wichtigste Frage im Laufe des Abends war: Hast du FACEBOOK??? :D Obwohl keiner von ihnen Internet Anschluss in seinem Haus hat, hat jeder Facebook :D Sehr interessant….

Aber auch für mich war es sehr komisch nach diesen 3 Tagen wieder nach Hause zu fahren, habe ich doch die Kinder und das gesamte Team in mein Herz geschlossen und außerdem neue Jugendliche kennen gelernt und einfach eine tolle Zeit erlebt.



Ich bin überaus dankbar, dass ich den Menschen in Ayapel helfen und dienen konnte.





Sooo, und jetzt verabschiede ich mich auch von euch =) Machts gut und bis zum nächsten Mal,

eure Sylvia

Sonntag, 17. Oktober 2010

Was bisher geschah.....

Wir sind tatsächlich in ein anderes Zimmer gezogen! Unglaublich! Ich dachte zunächst, das wäre nur so daher gesagt, genauso wie es am Anfang hieß, dass wir am nächsten Tag einen Schrank kriegen sollten. 2 Wochen sind da aber vergangen, ohne dass wir einen Schrank zu Gesicht bekommen haben. Aber das mit dem Zimmer hat sich wirklich erfüllt und wir sind alle überglücklich, denn das Zimmer hat ein großes Fenster mit schönen Gardinen (ja! Endlich besitzen wir ein Zimmer mit Fenster!!!), 2 große Schränke, Regale, eine Kommode mit Spiegel, einen Tisch mit Stuhl und ein eigenes WC! Wir waren sowas von aus dem Häuschen und freuen uns riesig über diesen Luxus. Außerdem ist das Zimmer echt groß und bietet viel mehr Privatsphäre als unser erstes Zimmer, das wir vorher mit 6 anderen Mitbewohnern teilen mussten und was zudem noch viel, viel kleiner war! Jetzt teile ich das Zimmer mit Sabrina, Sarah und Garelis, einer waschechten Kolumbianerin! Ich bin wirklich von Herzen dankbar für dieses tolle Zimmer und fühle mich superwohl.
Ach und ich hab mir auch gleich mal das obere Bett des Hochbetts geschnappt im Falle einer Mäuse-attacke in der Nacht! Ihr erinnert euch doch noch, oder?! Ich hatte nachts öfter mal Besuch von Mäusen.....aber nun schlafe ich oben und da wird wohl kaum eine Maus hochklettern....
Apropos superwohl, also ich fühle mich  nicht nur des Zimmers wegen superwohl, sondern wegen der GesamtsituationJ Mir gefällt alles einfach sooo gut. Ja ich weiß, das ist sehr allgemein, aber ich kann nicht genau sagen, was genau mir so Freude macht. Einfach alles! Ok, die Stadt beispielsweise. Einfach nur wunderschön mit den Bergen um dich herum und dann noch das tolle Wetter. Und die Kinder: Mit denen versteh ich mich gut und hab sie alle schon ins Herz geschlossen. Mir bereitet es immer wieder Freude, wenn ich ihnen helfen kann, sei es mit Hausaufgaben oder einfach nur unterhalten oder spielen. Und die Menschen: Allgemein sind die Leute hier einfach nur so herzlich, sie fragen dich wirklich jeden Tag, wie es dir geht, ob du gut geschlafen hast, nehmen dich in den Arm und schenken dir viel Aufmerksamkeit. Besonders die Kinder überschütten dich mit so viel Liebe; wenn sie dich umarmen, dann zerdrücken sie dich fast. Das heißt aber nicht, dass die Kinder immer voll lieb sind, oh nein, die können auch recht frech sein, dich ignorieren und dich provozieren. Vor 2 Wochen beispielsweise sind 3 Schwestern ins Mädchenheim neu dazugekommen: Andrea (9Jahre), Sofia (8Jahre) und Yuliana (5Jahre). Ich habe bisher noch keinen Tag erlebt, an dem sie sich nicht gestritten, geschlagen und an den Haaren gezogen, etwas im Haus angestellt  oder die älteren Mädchen nicht provoziert haben. Mit denen braucht man wirklich sehr viel Geduld. Wenn ich zB. Andrea rufe, dann antwortet sie erst nach dem 5mal und dann zeigt sie mir erst mal mit der Hand, dass ich zu warten habe und kommt dann, wann es ihr passt. Obwohl Andrea schon 9 Jahre alt ist, ist sie noch nicht zur Schule gegangen. Den Grund dafür kenne ich leider auch nicht. Auf jeden Fall muss jetzt erst mal viel nachgeholt und ihr beigebracht werden, damit sie demnächst wenigstens etwas vorbereitet zur Schule gehen kann. Also habe ich angefangen mit ihr das ABC zu lernen, was sich als wirklich sehr schwierig erwiesen hat. Um sich 5 Buchstaben zu merken, hat sie mehr als 2 Stunden gebraucht. Das lag aber auch daran, dass sie einfach keine Lust hatte zu lernen. Ständig hat sie sich von irgendetwas ablenken lassen, musste immer was in den Händen halten, konnte nicht eine Sekunde ruhig auf ihrem Stuhl sitzen. Das war wirklich anstrengend. Und wenn sie dann mal 4 Buchstaben 5mal in der richtigen Reihenfolge wiederholt hat, dann hat sie es beim 6ten mal wieder falsch gemacht. Warum, weiß ich auch nicht…..Immer wenn ich mit ihr lerne, bin ich danach richtig fertig. Mittlerweile kann sie die ersten 6 Buchstaben des ABCs, aber auch nur dann, wenn sie ihre Augen zumacht, damit sie sich besser konzentrieren kann. Jeden Tag, wenn ich ins Mädchenhaus zum Mittagessen komme, frage ich immer wieder nach, ob sie noch die Buchstaben kann und meistens sagt sie die Buchstaben auch in der richtigen Reihenfolge auf. Dann lobe ich sie immer überschwänglich und sie strahlt über das ganze Gesicht!


Andrea beim Lernen....

Dann gibt’s da noch Alejandro. Aber er gehört nicht zu denen, mit denen du Probleme hast. Nein, Alejandro ist ein wirklich sehr netter Junge und zudem noch sehr lustig J Er ist 15 Jahre alt und hat Sprachprobleme. Immer wenn er mir was erzählt, dann muss ich sehr oft nachfragen, weil ich ihn einfach nicht verstehe. Das tut mir dann immer so leid, weil ich mich gerne mit ihm unterhalten würde, aber da ich ihn kaum verstehe, geht das ja schlecht. Er ist wirklich lustig, denn jeden Tag, wenn wir uns sehen, kommt er zu mir, gibt mir einen Kuss auf die Wange und fragt mich  immer mit denselben Worten: Hello, how are you? Und ich antworte dann immer, I´m fine, thank you! Das ist aber auch fast das einzige, was ich von ihm verstehe. So geht das wirklich jeden Tag, und jeden Tag in der gleichen Stimmlage „Hello! How are you????“. Er wird wirklich nie müde davon, so scheint mir. Manchmal  läuft er aber auch erst 5 mal an dir vorbei ohne dich zu begrüßen und beim 6ten Mal kommt er zu dir, als wenn er dich grade zum ersten Mal sieht, drückt dir einen Kuss auf die Wange und fragt dich mal wieder, wie es dir geht. Ein wirklich sehr interessanter Junge J


Und jetzt mag ich mal „kurz“ beschreiben, wie meine letzte Woche aussah, damit ihr so einen kleinen Einblick in meinen Alltag bekommt:
Montag:
Jeden Montag um halb 9 haben wir eine Besprechungsrunde, die bis etwa 10 Uhr 30 dauert. Danach begebe ich mich in die Küche, um dort beim Essen vorbereiten zu helfen, weil ich ja  “Turno“ ( also Schicht) bei den Mädchen im Haus habe, wo immer das Mittagessen für alle vorbereitet wird.  Ich helfe dann beispielsweise Kartoffeln zu schälen, den Salat zu machen, den selbstgemachten Saft zu servieren und etwa 50 Becher und Teller von der Küche in den Essensraum zu bringen. Letztens musste ich große Fleischstücke in kleine Stückchen auseinanderreißen, damit es für alle reicht. Danach war mir aber äußerst schlecht, denn Fleisch auseinanderzureißen ist einfach nur eklig, wenn man es länger als eine halbe Stunde macht und das Fleisch auch noch super fettig ist! Zudem ist es dann auch noch sehr heiß in der Küche und man schwitzt sich zu Tode. Dann befinden sich da auch noch fast 7 Personen in der Küche, die alle mithelfen und man läuft sich ständig in den Weg, weil einfach zu wenig Platz für so viele Personen zum Arbeiten ist….Ach und so einen komischen  Mund-und Kopfschutz musste ich auch tragen. Erst dachte ich, die wollen mich veräppeln, aber als ich mehrmals nachgefragt habe, habe ich dann irgendwann kapiert, dass sie es Ernst damit meinen. Zum Glück musste ich dieses peinliche Zeug bisher nur einmal anziehen. Als wenn es nicht schon ohne dem Mund- und Kopfschutz heiß genug wäre…..
Wenn ich dann das Essen serviert habe,  kommen auch schon die Kinder zum Essen. Dann darf auch ich mich zum Essen hinsetzen. Nach dem Essen muss ich die Tische wischen, die Stühle aufeinander stellen, die die Kinder mal wieder einfach stehen gelassen haben. Dann fege ich den Gemeinschaftsraum und danach falte ich die Wäsche der Mädchen zusammen, lege sie auf den Tisch, wo sich die Mädchen dann stets ihre Wäsche abholen.
Nachdem ich das erledigt habe, rufe ich die jüngeren Mädchen, um mit ihnen entweder das ABC oder die Zahlen zu lernen.
Wenn ich nicht mit den kleineren Mädchen beschäftigt bin, dann helfe ich den größeren Mädchen bei ihren Englisch-Hausaufgaben, denn da haben sie am meisten Schwierigkeiten. Allgemein ist es so, dass die Kinder kein Verständnis für die Sprache haben. Sie sind immer nur am Raten und haben überhaupt keine Ahnung, was die einfachsten Wörter bedeuten. Ehrlichgesagt verstehe ich überhaupt nicht, wie sie sonst immer ihre Hausaufgaben gemacht haben. Das ist mir echt ein Rätsel, denn die Vokabeln zu wissen ist das A&O. Aber bereits hier scheitert es. Von der Aussprache will ich erst gar nicht reden….Man versteht kaum, was sie da sagen, weil das irgendein Genuschel ist.  Besonders Angelica (15 Jahre alt) fällt es sehr schwer. Bei ihr fängt es schon bei den Personalpronomen an. Sie hat absolut keine Ahnung, was „he, she it, I, you, they, we“ bedeutet und ist dementsprechend nur am Raten. Also habe ich mit ihr erst mal ganz von vorn angefangen. Ich muss schon sagen, anfangs war es ziemlich kompliziert, denn eine Sprache auf einer anderen Sprache zu erklären, die man selbst noch nicht so gut beherrscht, war doch sehr verwirrend. Aber mir hat es sehr Spaß gemacht J
Ab 17 Uhr weiß ich dann nicht mehr, was ich mit den Kindern machen soll, denn sie beschäftigen sich selbst und ich weiß nicht, wo ich noch helfen kann, also sitze ich die restliche eine Stunde immer ein bisschen ab.
Um 18 Uhr mache ich mich dann auf dem Weg nach Hause, das  2 Minuten vom Mädchenhaus entfernt ist. Danach bereiten wir uns immer unser eigenes Abendessen zu. Gott sei Dank, denn die anderen Kinder essen 2mal am Tag das gleiche und zwar Reis! Eine gute Abwechslung zum monotonen Essen im Kinderheim, denn jeden Tag gibt es Reis, Reis, Reis und nochmal Reis. Und dazu stets eine Suppe und etwa ein Löffel Salat! Daran habe ich mich schon so langsam gewöhnt, das muss man einfach, wo es doch keine andere Auswahl gibt. Das Beste ist aber, dass wir in unserem Haus einen eigenen Kühlschrank für uns haben mit  europäischen Zutaten oder besser gesagt mit Zutaten, die uns bekannt sind und uns sehr gut schmecken! Also Spaghetti, Cornflakes, Wurst, Käse, Toastbroat, Früchte, Gemüse und Marmelade etc. Sogar mit einem Schloss versehen, damit ja niemand anders etwas daraus nimmt^^ (also nicht wir haben das Schloss dort anrichten lassen, sondern es wurde extra für uns gemacht!!)
Obwohl wir uns sehr über unseren eigen Kühlschrank freuen, fühlen wir uns manchmal etwas unwohl, wenn wir da wie auf dem Präsentierteller mit unserem leckeren Essen am Tisch sitzen und unsere kolumbianischen Mitbewohner an uns vorbeilaufen und immer neugierig schauen, was wir da Außergewöhnliches zu uns nehmen. Manchmal bieten wir ihnen auch was an, aber wenn du einem was anbietest, musst du auch allen anderen was anbieten und am Ende hast du kaum mehr was für dich. Das ist eine etwas unangenehme Situation. Neuerdings kommen sie immer und fragen: Schenkst du mir ein bisschen was von deinem Zucker? Schenkst du mir was von deiner Milch? Ich wünschte ich könnte jedem von ihnen das Gleiche zu essen geben, was wir essen, aber so viel Geld steht uns für das Essen auch nicht zur Verfügung, bzw. wir verfügen überhaupt nicht über das Geld, sondern es wird immer nur für uns eingekauft. Aber uns würde es besser gefallen, wenn wir selbst darüber verwalten könnten, denn manchmal fehlen uns ein paar Zutaten und wir trauen uns nicht zu fragen, ob wir von dem Geld, das eigentlich für unsere Verpflegung gedacht ist, noch Brot kaufen dürfen. Denn Garelis, die für uns zuständig ist, meinte schon mal, dass wir viel zu viel essen, dabei sind wir 6 Personen und da ist es kein Wunder, dass mehr als eine Packung Toastbroat leer wird, wenn wir zu Abend essen. Ihr wisst ja selber, dass Toastbroat eigentlich nie sättigt----
Zurück zu meinem Wochenplan….nach dem Abendessen gehe ich meistens ins Internet und beantworte zahlreiche Emails, über die ich mich immer sehr freue J Manchmal gehen wir dann auch zusammen mit unserem kolumbianischen Freund Andres, der vor 2 Wochen ins Mitarbeiter gezogen ist und seitdem nur noch mit uns abhängt in den Park oder gucken zusammen eine DvD oder reden und lachen viel.  Um 22 Uhr gehe ich dann meistens ins Bett.

Dienstag:
Dienstags fängt meine Schicht, diesmal im Jungenhaus, erst um 18 Uhr abends an. Vorher gehe ich dann manchmal in die Stadt und versuche vergeblich Geld mit meiner Visacard abzuheben, die uns allen so hoch angepriesen wurde. Von wegen. Funktioniert einfach gar nicht und ich kann meine Miete nicht zahlen. Auch eine doofe Situation. Wenn ich dann schon grade in der Stadt mit Garelis bin, dann wird die Zeit auch gleich dafür genutzt andere Dinge zu erledigen. Nach ein paar Stunden in der Stadt geht’s dann wieder nach Hause, wo ich dann auch öfter mal ein Nickerchen mache, denn die ganze Zeit in der Hitze rumlatschen macht  müde.
Um 12:30 Uhr gibt’s Mittagessen, zudem sich alle Kinder, Jungs als auch Mädchen im Mädchenhaus versammeln.  Immer wenn ich ins Haus eintrete, werde ich von den kleineren Kindern mit Umarmungen und Küsschen begrüßt. Ich mags immer ganz gerne, wenn alle Kinder beim Mittagessen vereint sind und viel los ist und man sich mit den Kindern oder den Mitarbeitern unterhält. Dann geht’s immer sehr laut und lustig zu J
Nachdem Mittagessen kümmere ich mich um unsere Wäsche, entweder hänge ich sie auf oder hänge die trockene Wäsche ab.
Letztens war mir etwas langweilig, da bin ich ins Mädchenhaus, wo Sabrina mit Andres Schicht hatte und hab mich dort aufgehalten, weil das spannender ist, als in mein Tagebuch zu schreiben, denn ich muss noch eine ganze Woche nachtragen, wozu ich viel zu faul bin…
Vor dem Abendessen packe ich dann schnell noch meine Sachen für die Schicht bei den Jungs ein, denn diesmal habe ich Nachtschicht und brauche deshalb Kissen, Decke, Schlafanzug, Handtuch, Zahnbürste  etc… immer etwas umständlich, wenn man so viel Zeug für eine Übernachtung mit sich schleppen muss.
Nachdem Abendessen mache ich mich dann auf den Weg ins Jungenhaus, vorher gehe ich aber ins Mädchenhaus, um die Jungs vom Abendessen im Mädchenhaus abzuholen. Wenn ich dann im Jungenhaus bin, schauen manche Jungs einen Film oder eine Serie bevor sie zu Bett gehen, die anderen machen Hausaufgaben oder sind in ihren Zimmern. Letzens habe ich mit Alexis, einem der älteren Jungen (glaub er ist 17 Jahre alt) Tisch Fußball gespielt. Das war das erste Mal, dass ich mal was mit einem der älteren Jungs gemacht habe, denn wie ich schon vorher geschrieben habe, sind sie meist unter sich und erwecken den Anschein, als wenn sie keine Lust auf dich hätten. Aber diesmal hat Alexis von sich aus gefragt, ob ich gegen ihn spielen will. Er war Kolumbien, ich Deutschland, versteht sich! Das war wirklich lustig, denn bei diesem Tisch-Fußball handelt es sich nicht um das, was ihr euch darunter vorstellt, sondern um Legosteine, aus denen ein Rechteck gebaut wurde (das Fußballfeld!) und 2 Toren. Dann wird das Ganze auf den Esstisch gestellt. Jeder Spieler hat 2 kleine Männchen in seinen Händen, mit denen er den Ball ins andere Tor befördern muss. Das kann dann manchmal ganz schön weh tun, wenn du mit voller Wucht deine Spieler in Richtung Ball stößt und dabei die Hände deines Gegners berührst. Ich habe natürlich gewonnen, aber Alexis hat behauptet, ich hätte geschummelt, was gar nicht stimmt :D
Um 9 liegen die kleineren Kinder dann meistens schon im Bett und ich habe dann noch etwas Zeit mit Elias (15 Jahre) Spanisch zu lernen. Ich lerne Vokabeln und danach fragt er mich ab.
Gegen 22 Uhr gehe ich dann ins Bett, weil ich am nächsten Tag schon um 5 Uhr aufstehen muss.  Das Zimmer, in dem ich im Jungenhaus schlafe, ist ziemlich heruntergekommen, die Wände haben Risse, sind dreckig, die Fenster sind verriegelt, an den Wänden kleben tote Cucarachas und alles macht einen etwas gruseligen Eindruck. Die erste Nacht in diesem Zimmer war mit etwas unangenehm, aber mittlerweile habe ich mich schon dran gewöhnt, in diesem seltsamen Zimmer zu schlafen.  Das Beste ist die Dusche am nächsten Morgen, denn im Jungenhaus gibt es heißes Wasser. Das ist vielleicht ein Luxus: 2 Mal die Woche warm duschen!!!

Mittwoch:
 Am Anfang habe ich mich gefragt, warum die kleinen Jungs schon um 5 Uhr morgens aufstehen müssen, um sich für die Schule fertig zu machen, die erst um 7 anfängt. Jetzt weiß ich wieso: Sie brauchen eine Ewigkeit um sich fertig zu machen!!! Als ich die Jungs wecken sollte, ging das dann ungefähr so: Eduardo, Buenas Días! Levantate! Tienes que ducharte! (Guten Morgen, Steh auf, du musst dich duschen!) Und immer das gleiche bei den 5 anderen Kindern, die im gleichen Zimmer schlafen. Und was machen die Kinder? Die drehen sich erst mal auf die andere Seite! Irgendwann mal, nach gefühlten 100 Weckversuchen, stehen sie dann auf, putzen sich die Zähne, duschen sich, frühstücken, räumen ihre Schränke auf, weil sie immer wieder alles durcheinander machen, wenn sie sich ihre Uniform raussuchen. Jeden Tag hat immer eines der Kinder die Aufgabe, das Zimmer zu fegen und den Boden zu wischen. Was ich ganz unlogisch finde, ist, dass sie, nachdem sie sich schon geduscht haben, anfangen, das Zimmer aufzuräumen. Ich hätte erst mal alles aufgeräumt und dann erst geduscht. Aber naja, kommt öfter mal vor, dass sie seltsame Dinge machen, die ich nicht so ganz nachvollziehen kann.
Nachdem ich dann die Jüngsten zur Schule begleitet habe, habe ich die Wäsche aufgehängt, dies und das gemacht und um 8 etwa, werde ich dann von meiner Mitarbeiterin endlich mal gefragt, ob ich Hunger hätte! Aber natürlich! Bin ja schließlich schon seit 3 Stunden wach und habe morgens außerdem immer einen Mordshunger. Da versteh ich beispielsweise auch nicht, warum ich nicht mit den Kindern frühstücken kann, sondern erst dann, wenn sie weg sind. Ich hab ja mittendrin kaum was zu tun. Dann wird die Küche noch ein bisschen aufgeräumt und der Müll ausgeleert. Letzens hat mich Blanca, meine Mitarbeiterin, mit der ich zusammen bei den Jungs Schicht habe, gerufen, um mit ihr um 8 Uhr morgens einen Film zu schauen, denn die Arbeit war schon getan! Schon sehr interessant, was sie hier unter „arbeiten“ verstehen J
Um 9 endet dann immer meine Schicht und ich habe meinen freien Tag, denn heute ist Mittwoch! Jedoch hat Luis uns Deutsche gefragt, ob wir mit ihm zur Schule gehen und ihm bei seiner Geschichtspräsentation über den 2. Weltkrieg helfen könnten. Wir sollten nämlich Fragen über den 2. Weltkrieg, also auf Deutschland bezogen beantworten. Als wir den Raum betraten, wurden wir erst einmal wie Außerirdische angeschaut. Auf einmal wurde es total laut und alle fingen an zu schreien und zu rufen. Die waren außer sich vor Freude, mal was anderes, als nur Kolumbianer zu sehen und konnten sich nicht mehr einkriegen. Anstatt dann Fragen über den Weltkrieg zu stellen, hat es sie mehr interessiert, wie alt wir sind, wie wir heißen, was wir so machen. Danach gab es dann erst mal eine Fotosession, denn fast jeder Schüler wollte ein Foto mit uns machen. Wir wurden dann auch gleich gefragt, ob wir Facebook haben und ob sie sich mal mit uns treffen können. Als wir den Klassenraum dann verlassen wollten, haben sie schreiend protestiert, weil sie nicht wollten, dass wir gehen. Jetzt wissen wir so ungefähr, wie sich Promis fühlen :D



Die Lehrerin von Luis wollte dann noch, dass wir auch in ein paar andere Klassen gehen, um uns vorzustellen und ein bisschen was über uns und unser Land erzählen. In jeden Raum, in den wir gegangen sind, wurde es unerträglich laut und ich war danach echt fix und alle, weil so viele Fragen gestellt wurden, weil alle sich um dich gedrängt haben und einfach zu viel los war. Das war vielleicht ein Erlebnis! Wir sind doch auch nur normale Menschen…..
Später hat uns Luis dann gesagt, dass er von allen die beste Note für seinen Vortrag bekommen hat, Dank uns ;)

Am Abend sind wir Freiwillige, also Sarah, Sabrina, Leander und Ich, Andres und die älteren Jungs aus dem Heim, also Luis, Alexis, Omar und Elias mit Rosita, einer Mitarbeiterin, in ein Armenviertel gefahren, um Brot, heiße Schokolade und Lutscher zu verteilen. Das war auch ein sehr krasses Erlebnis:
Zuerst sind wir in ein Wohnhaus gegangen, das sich „Hotel“ nennt, aber alles andere als das ist! Überall liegt Dreck rum, es stinkt, die Zimmer sind so groß wie eine Abstellkammer, ohne Fenster, ohne Tapeten! Nur ein Bett passt darein und nicht mehr. Die Türen sind mit riesigen Schlössern verschlossen. Wie kann man nur auf so engem Raum leben? Drogenabhängige, Kranke, Alkoholabhängige, alle leben sie in diesem Haus. Rosita hat an fast jede Tür geklopft, und Eltern und Kinder und einfach alle Bewohner eingeladen, um Brot zu essen und heiße Schokolade zu trinken. Die meisten haben ihre Tür ganz ängstlich einen spaltbreit geöffnet, aber immer dankbar das Angebot angenommen. Wirklich! Die Dankbarkeit konnte man ihnen richtig ansehen. Rosita wird von allen sehr verehrt und geliebt, denn diese Arbeit macht sie schon seit Jahren!   Als Leander ein Bild von 3 kleinen Mädchen machen wollte, da haben sie „Whiskey“ gerufen. Von kleinen Kindern erwartet man da eher, Spagetti oder sonst irgendetwas, aber diese Kinder rufen Whiskey. Das fand ich schon sehr hart irgendwie. Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie ich mich gefühlt habe, aber es hat mich sehr traurig gemacht, das alles zu sehen.


                                                                       Das "Hotel"
- Seht ihr die Türen mit den Nummern drauf? Hinter den Türen befinden sich die Zimmer der Leute- Sie gleichen einer Abstellkammer....



                                                                 dankbare Kinder!



Danach sind wir auf die Straße gegangen, um dort den Obdachlosen Brot und Schokolade zu verteilen.  Ein wirklich sehr, sehr trauriger Anblick: Es regnet, es ist dreckig und recht kalt, um eine Nacht draußen zu verbringen, aber sie haben keine andere Wahl und ihre letzte Dusche ist bestimmt schon eine ganze Weile her! Sie kamen dann alle  in Scharen, um etwas von dem zu bekommen, was wir mitgebracht haben, und es gab keinen einzigen, der sich nicht bedankt oder Gottes Segen gewünscht hat! Ich habe noch nie so viel Obdachlose gesehen, es war eine riesige Schlange, alle ihre Hand raushaltend, um was von dem Essen zu bekommen. Sie waren einfach nur von Herzen dankbar und ich hätte am liebsten geheult, denn sie haben nichts zum Leben und uns geht es so gut!
Als alles aufgebraucht war, haben wir uns wieder auf den Weg gemacht und ich war emotional irgendwie am Ende. Trotz der Traurigkeit, war ich aber dankbar und froh, dass durch unsere wenige Hilfe, wir die Leute wenigstens für einen Augenblick glücklich machen konnten.

Donnerstag:
Donnerstags habe ich immer Frühschicht im Mädchenhaus und die verläuft eigentlich immer ganz gleich wie montags, außer, dass donnerstags immer eine Frau kommt, die mit den Mädchen Handarbeiten macht, also so Dekorationen und Schmuck für Weihnachten, die dann verkauft werden. Und ich durfte mithelfen, was mir aber nicht so gut gelungen ist wie den anderen Mädchen.

Freitag:
Obwohl heute eigentlich unser zweiter freier Tag in der Woche ist, wurden wir gefragt, dass wir sowohl die Mädchen, als auch die Jungs versammeln, um mit ihnen was zu machen, da alle Mitarbeiter auf eine Konferenz mussten. Da man aber schlecht mit 30 Kindern und zu wenigen Mitarbeitern mit den Kindern in den Park oder auf einen Spielplatz gehen kann, weil hier überall nur Autos rumfahren und es wegen des Verkehrs zu gefährlich wäre, haben wir Popcorn gemacht und die Kinder einen Film schauen lassen.
Abends musste ich dann zu einer Veranstaltung,  die in einer Schule stattgefunden hat, um immer 6 Klopapierstücke zusammenzulegen und in der Pause zu verteilen  (ihr wisst ja noch, dass man immer sein eigenes Klopapier überall mitnehmen muss) und um zu zeigen, wo sich das WC befindet. Das war alles etwas unnötig, meiner Meinung nach, denn direkt vor dem Raum, wo die Veranstaltung stattgefunden hat, hing ein Schild, mit der Information drauf, wo sich das WC befindet. Aber gut.....war ja keine anstrengende Arbeit^^
Ach und am Mittag wurde mir dann auch ganz kurzfristig gesagt, dass ich Leticia, eine Mitarbeiterin,  am nächsten Tag vertreten sollte. Und zwar musste ich 6 Kinder aus dem Heim (Sara, Miguel, Alfredo, Alex, Alejandro und Omar) zum Campen in die Berge begleiten. Diese 5 Kinder machen nämlich bei so Aktivitäten mit, die von der Polizei veranstaltet werden und jeden Samstag hier im Park stattfinden.


Jeden Samstag: Aktivitäten mit der Polizei-alle tragen diese Uniform



Und für dieses Wochenende wurde für die Kinder ein Ausflug in die Berge geplant. Als ich schon das Wort Zelten gehört habe, ist mir die ganze Lust vergangen. Ich kann Zelten einfach nicht leiden, weil es nachts immer so kalt ist und der Boden immer so hart und und und. Aufgrund meiner schlechten Erfahrungen mit dem Zelten habe ich also mehrmals gefragt, ob es auch nachts warm sein wird, weil Leticia mir sagte, dass es dort, wo wir sein werden, sehr heiß sein wird. Und jedes Mal sagte sie mir, ja auch nachts ist es warm! Daraufhin habe ich nur eine ganz dünne Decke mitgenommen. Mit einem hatte sie Recht: es war wirklich sehr heiß dort oben, ich hab mir sogar einen Sonnenbrand geholt, TAGSÜBER! Aber nachts habe ich sowas von gefroren, dass ich mich echt über Leticia geärgert habe. Und wie mir der Rücken wehtat!! Ich weiß, warum ich zelten nicht mag! Ansonsten war es aber sehr chillig: Ich hab mich gebräunt und auf die Kinder aufgepasst, die sich im Swimmingpool gebadet haben. Zwischendurch habe ich beim Essen kochen mitgeholfen. Als die anderen Kindern dann Wind davon bekommen haben, dass ich aus Deutschland komme, hatte ich stets immer eine Schar Kinder um mich, die mir 1000 Fragen gestellt haben: Am meisten wurde ich gefragt, wie man ihre Namen auf Deutsch übersetzt. Komische Frage, denn eigentlich übersetzt man Namen doch nicht. Naja, ich wurde auf jeden Fall ganz schön gelöchert! Der Versuch der männlichen Mitarbeiter in meinem Alter, mich ins Wasser zu werfen, ist Gott sei Dank gescheitert, weil mir glücklicherweise der Leiter zur Hilfe kam und den Jungs geboten hat, dass sie mich gefälligst in Ruhe lassen sollen! Phuuu!



Ein Swimmingpool :)



Das war die Hütte-wunderschöne Gegend, nicht wahr?


Am Sonntag sind wir dann wieder nach Hause gefahren und ich war froh, nicht mehr der Gefahr ausgesetzt zu sein, ins Wasser geworfen zu werden, denn das Verhalten der Jungs war mir etwas verdächtig!  Ständig hatte ich Angst, dass einer neuer Angriff auf mich geplant wurde^^
 Gegen Abend sind wir dann allesamt mit einem Sonnenbrand im Gesicht im Heim angekommen und ich war überglücklich in einem warmen Bett schlafen zu können ;)

Generell an unseren freien Tagen besuchen wir die Stadt und die Sehenswürdigkeiten. An einem Tag beispielsweise sind wir zur  „Metro Cable“!  Das ist so eine Art Gondelfahrt über ein Stadtviertel und hat eine krasse Aussicht über die Armenhäuser.




Zum Teil leben die Menschen in sehr, sehr kleinen Hütten, die meistens heruntergekommen sind. Unglaublich, wie die Menschen leben!









Oder wir hängen in der Wohnung von Silia ab, die uns gleich zu Anfang verkündet hat, dass ihre Wohnung auch unsere ist ("Mi casa es tu casa!") ganz typisch für Latein Amerika!
 Letzten Freitag sind wir aus Medellín rausgefahren und nach Santa Fe de Antioquia, das 1 ½ Stunden von Medellín entfernt ist. Es ist wirklich sehr erstaunlich wie schnell sich das Klima von Ort zu Ort wechselt: Dort, in Santa Fe de Antioquia, war es einfach nur brüllend heiß, wir haben alle geschwitzt und uns eine kalte Dusche herbeigewünscht. Aber wie schön das Dorf war: alte Häuser und Gassen und eine ganz ruhige entspannte Atmosphäre, ganz im Gegensatz zum hektischen Medellín!








So,  jetzt wisst ihr, was ich so die letzten 3 Wochen getan habe und habt einen kleinen Einblick in meinen Aufgabenbereich!

Allgemeine Anmerkungen:
Zum Wetter………… Es ist jeden Tag sehr warm hier! Du kannst mit FlipFlops, Shorts und T-Shirt rumlaufen und das nennt sich hier Winter! Anfangs hat es jede Nacht geregnet und ein bisschen bis zum Morgen angedauert, dann wurde es total warm, bis zu 30 Grad. Mittlerweile regnet es nur noch ganz selten und das Wetter ist einfach super angenehm, manchmal aber auch zu heiß!

……und zu den Taxis:  Hier fahren fast nur Taxis rum, das ist echt unglaublich. Normale Autos sieht man hier kaum. Ich brauche nur ein paar Schritte aus meinem Haus zu gehen, um in ein Taxi zu steigen, wenn ich mal wo hin will. Zu dem ist es auch noch supergünstig! In meinem ganzen Leben bin ich noch nie so viel Taxi gefahren wie in meinem fast 4 Wochen hier!       

…..und zur Sprache: Manchmal kann ich mich  gut und fließend ausdrücken aber es kann auch mal stockend kommen, weil mir die Worte einfach fehlen. Aber bisher war es nie so, dass sie mich nicht verstanden hätten und ich versteh sie mittlerweile auch schon ganz gut und es kommt eher selten vor, dass ich was nicht verstehe, wenn sie mir was sagen. Es sei denn, wenn Andres oder Rosa reden, denn die beiden kommen von der Küste und reden übertrieben schnell, sodass ich manchmal kein Wort verstehe und immer wieder fragen muss, ob sie es nochmal wiederholen können!          
…..wenn es bei uns im Haus an der Tür oder das Telefon klingelt, dann reagiert zunächst keiner darauf. Jeder fährt mit seinen Tätigkeiten fort, sei es Fernsehen oder sonst irgendetwas.  Es wird einfach ignoriert und erst dann die Tür geöffnet oder das Telefon abgehoben, wenn es einem grade passt. Manchmal kann man dann schon ein Weilchen vor der Tür warten, bis einem endlich mal geöffnet wird.



.....Cucarachas, also Kakerlaken gibt es auch sehr viele....beim Umzug in unser neues Zimmer sind wir auf eine RIESEn Kakerlake gestoßen und haben gebrüllt wie am Spieß. Seitdem habe ich erst eine in unserem Zimmer gesehen- Gott sei Dank!
Jedoch im Jungenhaus rennen ein Haufen dieser Viecher rum und ich kann mich einfach nicht dazu überwinden, sie zu zertreten- ist ja auch voll eklig! Also bewaffne ich mit dem Besenstiel und versuche die rasende Cucaracha zu Fall zu bringen, die jedoch einfach nicht sterben will und immer wieder aufsteht.......also warte ich immer bis mir einer der Jungen zur Hilfe kommt, denn denen macht das garnichts aus. Sind ja schließlich schon im Kakerlaken-Umbringen geübt!



                                                  DAS ist eine große Kakerlake!     (byLeander)
Übrigens, verzeiht mir bitte meine Schreibweise, aber seitdem ich hier bin, so scheint mir, kann ich keine gescheiten Sätze mehr auf Deutsch bilden und drücke mich etwas seltsam aus. Zumindest wenn ich rede; gerade beim Schreiben habe ich mir etwas mehr Mühe gegeben. Aber trotzdem habe ich das Gefühl, dass sich mein Deutsch verschlechtert hat….



Nun ihr Lieben, ich mache nun Schluss. War ja auch ziemlich viel, was ich geschrieben habe. Also bis demnächst,

eure Sylvia, der es sehr, sehr gut geht J